Ich hab schon länger mit einer CNC-Fräsmaschine geliebäugelt und mich auch bei BZT, Haase und Co umgesehen. Klar ist, wenn ich mir eine anschaffe, dann sollte sie schon etwas größer ausfallen. Bei den brauchbaren Größen jenseits der 600mm landet man schnell in Preisregionen ab 3k€. Das Objekt meiner bisherigen Begierde lag da schon um die 5k EUR mit 1000 x 600 mm, Präzisionsgewinden, HF-Spindel etc.
Eher durch Zufall bin ich auf Youtube über den X-Carve von Inventables gestolpert. Bei der weiteren Recherche hat mich die Maschine dann doch schwach gemacht. Zum X-Carve liegen alle Quellen für jedermann offen. So kann man sich selbst ein Bild vom Aufbau der Maschine machen. Man ist dadurch flexibel was Modifikationen angeht. Und dann ist da noch der Zusammenbau.
Nachdem die Entscheidung gefallen war, stand ich vor einem anderen Problem – die Beschaffung. Man kann sich den X-Carve in meiner geünschten Ausführung zu 1300 USD (inzwischen 1400 USD) zwar direkt in den USA bei Inventables bestellen, jedoch kommen hierbei noch die Versandkosten von etwa 500 USD für das Komplettpaket noch dazu. Unser Zoll erhebt darauf bei der Einfuhr nochmals um knapp um die 400 USD. In Summe kommt man so auf etwas über 2k EUR. Noch dazu verzögert sich durch die Verzollung die Versanddauer. Ein weiter Haken ist die Oberfräse 611 von DeWalt – die gibt es nur in der 110 Volt Version. Man muss sich dann die EU-Version D262 (oder eine andere passende) anderswo besorgen. Hierzulande bekommt man diese ab 320 EUR. Die US-Version gibts dafür schon ab 120 USD netto.
In der FAQ fand sich ein Hinweis auf den bisher einzigen Reseller RoboSavvy in London. Der Umweg über die Insel subtrahiert so ganz legal den Zoll heraus. Preislich nimmt sich das jedoch nicht viel. Allerdings gibts dort die passende EU-Version der Fräse. Hier fand sich auch gleich eine nette Erweiterung…
Den 2,8W Laser nimmt man doch mit!
Ein Posten war dann noch ein Dorn im Auge – das so genannte Wasteboard. Im Grunde nur eine 18mm dicke MDF Platte mit passenden Bohrungen, jedoch sprengt das Gewicht auch die Versandkosten. Im USA-Paket lag diese incl. Versand bei 300 USD zzgl. Einfuhr . Beim Blick in den Baumarkt meines Vertrauens fand sich eine passende MDF in der Größe 1220 x 2440 x 18 mm für unter 32 EUR. Die Platte reicht dann sogar für zwei dieser Boards. Da fiel die Entscheidung schon leichter.
Ein weiterer Vorteil war die Bezahlung in EUR mittels SEPA-Überweisung, was auch noch Wechselkosten spart. Der Bestand war noch im Zulauf und sollte in etwa zwei Wochen eintreffen.
Am 27. November ging dann die Bestellung an RoboSavvy raus. Ein X-Carve 1000mm mit DeWalt D262 und Laser-Kit ohne Wasteboard zu damals 2,5k EUR. Die Bestätigung kam prompt und die Überweisung ging am Wochenende raus. Durchaus überrascht war ich, als bereits am Montag Mittag der Geldeingang bestätigt wurde. Zum 11. Dezember erreichte mich die Versandbestätigung mit den Tracking-Nummern von UPS und nach vier weiteren Tagen wurden die beiden Pakete gegen 14 Uhr an der Haustüre abgeliefert.
Der Aufbau war in vier Tagen erledigt, wobei der erste Tag für das Auspacken, Platz schaffen und alles auf Vollständigkeit prüfen drauf ging. Hier kamen auch zwei unschöne Dinge zu Tage. Zum einen war die Plastikscheibe der Schutzbrille aus dem Toolkit gebrochen. Und zum anderen hatte eine der Madenschrauben kein Gewinde. Gut, auf die Brille kann ich gerne verzichten. Für die Madenschraube hab ich glücklicherweise genug Ersatz bei diversen Drehknöpfen gefunden.
Der gesamte Aufbau ist online abrufbar und enthält viele Bilder und Videos mit Erklärungen. Am zweiten und dritten Tag wurde in jeweils vier bis fünf Stunden die X- und Z-Achse montiert. Hier musste ich zu Beginn eine kleine Nachbesserung für die Präzision machen. Am Läuferprofil auf der X-Achse hab ich zwei Senkungen nachgeschnitten, damit die Senkschrauben bündig abschließen. Das war aus meiner Sicht erforderlich, da darauf die Z-Achse montiert wird.
Weiter habe ich zur leichteren Montage die Montagelöcher der Makerslides mit einem M5 Gewindeschneider 5 bis 10 mm vorgeschnitten und entgratet. Dadurch lässt sich die selbstschneidenden Schrauben leichter eindrehen.
Am letzten Tag gings dann in etwa 12 Stunden um die Y-Achse und die Verkabelung. Etwas fummelig stellte sich der Einzug aller Kabel in die Schleppkette dar. Ich wollte aber auch unbedingt das Anschlusskabel zum Fräser sowie die Stromversorgung und Steuerleitung für den Laser verlegen. Da wurde es doch sehr eng und man tut sich leichter, wenn man die Leitungen parallel und gleichmäßig mit einem Einzugsdraht einzieht. Es lohnt sich sehr, alle Leitungen vor dem Einziehen zu beschriften.
Für die Z-Achse habe ich noch eine Rändelmutter mit einer Handkurbel versehen und auf die Achse festgezogen. Dadurch lässt ich leichter die Z-Achse per Hand verstellen.
Nach dem Zusammenbau und der Justierung der Zahnriemen und Laufrollen nach der Video-Anleitung war es zeit für den ersten Testlauf. Zur Sicherheit sollte man vor der ersten Inbetriebnahme alle elektrischen Verbindungen dreifach prüfen. Hat man keine eigene CNC-Software, kann man den X-Carve über die Web-App Easel ansteuern. Easel agiert hierbei als CAD/CAM Anwendung. Einfachere Projekte lassen sich damit sehr leicht erstellen.
Hier ist noch ein letzter Haken aufgekommen. Beim ersten Lauf bewegten sich die X- und Y-Achse nicht, da die stärkeren NEMA 23 Schrittmotoren mehr Saft brauchen. Das konnte aber leicht über ein Hochdrehen der Potis auf dem GShield für die Stromzufuhr zu den Motoren beseitigt werden.
Fazit
RoboSavvy als Reseller kann ich voll empfehlen. Die Kommunikation und Auftragsbearbeitung lief strukturiert und zügig ab. Die Maschine selbst macht einen soliden Eindruck. Der Aufbau war überraschend zügig und das Erfolgserlebnis wenn sich die Achsen zum ersten Mal in Bewegung setzen stellte sich schnell ein. Bisher bereue ich die Anschaffung nicht. Auf folgendes sollte man achten:
- Wasteboard selbst erstellen
- Senkungen auf den X-Schlitten nachschneiden
- Gewinde in die Montagelöcher der Makerslides vorschneiden, aber nicht zu tief!
- Kabel sauber parallel in die Schleppkette einziehen
- Stromzufuhr auf dem GShield ggf. anpassen
Als nächstes kommt die Montage des Lasers. Und die nächsten Erweiterungen stehen auch schon auf dem Plan:
- ein Untertisch, ggf. klapp- und fahrbar
- ein eigener Steuerrechner für GRBL Controller oder Universal G-Code Sender
- ein großer roter Not-Aus Taster
- eine Geschwindigkeitssteuerung für die Fräsmaschine
- ein Schleppmesser für Folienschnitt
- ein Dust Cover für die Schienen
- ein Dust Collector für die Fräse
- ein 3D-Extruder für 3D Druck
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Hallo
Ich hätte einmal paar Fragen zu der x-carve.
Und zwar mit welcher Software steuerst du sie jetzt an, wir haben noch eine Fräse die unter Xpertmill läuft, und dafür habe ich meine ganzen Dateien in Corel erstellt und in Dxf und Plt gespeichert . Kann ich diese einfügen ?
Und wie schnell kann die Fräse Verfahren, die Angaben mit 8000mm erscheinen mir sehr hoch!
Und wie ist dein Fazit jetzt nach einem halben Jahr??
Gruß Timo
Hi Timo,
als Software nutze ich den „Universal G-Code Sender“ auf einem Raspberry Pi. Die Dateien kommen entweder über’s Netzwerk oder werden mit einem USB geladen.
Wenn Du 8000mm/min meinst – das kommt schon hin. Ich hab’s noch nicht gemessen aber von einer Ecke zur anderen braucht er etwa 5-6 Sekunden.
Bisher konnte ich noch nicht viel machen, da ich lange auf die passenden 1/8″ Spannzangen für die Dewalt Fräse gewartet habe. Momentan baue ich noch die Elektronik sauber in ein Gehäuse. Da kommt demnächst hier ein Update dazu.
Gruß
Oliver